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Holsteiner Körung 2017

Ring der Prämienhengste - Proklamation des Siegerhengstes Sandro Junior
Ring der Prämienhengste - Proklamation des Siegerhengstes Sandro Junior

Siegerhengst Sandro Junior - er kam - trabte - sprang und siegte!

Die 47. Holsteiner Körung in den Holstenhallen in Neumünster hat in diesem Jahr einen Siegerhengst hervorgebracht, der väterlicherseits mit Sandro Boy eine für Holstein seltene und somit interessante Blutalternative, ohne C-Blut bis in die 6. Generation zurück, führt. Aus einer Mutter von Singulord Joter x Acodetto x Acobatt II aus dem Stamm 104a, im Besitz von Harm Thormählen / Kollmar und aus der Zucht von Carmen Eissfeldt / Sparrieshoop. Keine unbekannten Namen, denn bereits 2016 führte die Verbindung mit Züchterin Carmen Eissfeldt und Aufzüchter sowie Besitzer Harm Thormählen zum 1. Reservesieger mit einem Sohn des Connor aus der gleichen Mutter Bona von Singulord Joter.

Mit den Worten von Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen, ist Sandro Junior „Spitzenhengst des Jahrganges durch Typ, überragendes Bewegungspotential und hervorragenden Springeigenschaften“. Bereits beim Freispringen am Freitag avancierte der zweieinhalbjährige zum Publikumsliebling und wusste durch sein überzeugenden Auftritt an allen Tagen die Zuschauer zu begeistern.

 

Von insgesamt 62 Junghengsten, die sich der fünfköpfigen Körkomission über vier Tage präsentierten, erhielten am Samstag 26 ein positives Körurteil und somit eine Zuchtzulassung. Sieben davon wurden mit dem Prädikat Prämienhengst ausgezeichnet.

Der Reihenfolge im Katalog nach sind dies Cardin von Casall aus einer Mutter von Cassini I x Con Air aus dem Stamm 95, der zum 2. Reservesieger ernannt wurde. Züchter ist Reimer Detlef Hennings / Bendorf, Aufzüchter sind Hennings und Hennings GbR & Dieter Mehrens / Sievershütten. Cassitaro von Casaltino aus einer Mutter von Cassaro x Lordanos - Stamm 776. Züchter ist Meyer Lieder / Verden-Scharnhorst und Aufzüchter Manfred von Allwöhrden / Grönwohld. Cascadello I war auch dieses Jahr wieder mit einer relativ hohen Zahl von sechs Hengsten vertreten, von denen zwei gekört und der Hengst Caruso Bello aus einer Mutter von Carry x Alaska x Marduk - Stamm 890 prämiert wurde. Züchter, Aufzüchter und Eigentümer ist Manfred Bircher aus Bilten in der Schweiz. Damit war das vergangene Jahr gleich doppelt erfolgreich für diesen Züchter, denn bereits in Elmshorn bei der Holsteiner Verbandsstutenschau stellte er mit Graziella BB von Casall aus einer Mutter von Cassiano x Contendro II - Stamm 104a die Siegerstute. Ebenfalls Prämienhengst wurde Corniolo von Cornet Obolensky aus einer Mutter von Quadros x Cash and Carry x Concerto II - Stamm 776 von Familie Witt aus Wellinghusen. Ein zweiter Cornet Obolensky Sohn, Can Tici aus einer Mutter von Canto x Barnaul xx x Leuten - Stamm 7022 erhielt ebenfalls eine Prämie. Züchter ist Timm Rohwedder / Eggstedt und Aufzüchter Reiner Schmitz / Wachtberg. Nicht nur prämiert sondern auch zum 1. Reservesieger ernannt wurde Uno I, ein Sohn des Uriko, aus einer Mutter von Colman x Contender x Landgraf I - Stamm 890 aus der Zucht von Timm Peters / Bargenstedt. Besonders erwähnenswert ist hier, dass es zu Uno I eben auch noch Uno II gibt, der nicht nur ein Vollbruder, sondern ein Vollbruder aus dem selben Jahr, somit ein Embryotranfer ist und ebenfalls gekört wurde. Avanciert Uriko von Untouchable somit zu einem Hengstmacher erster Güte? Denn bereits 2016 stellte er mit seinem Sohn Unlimited aus der Zucht von Klaus Thiedemann / Oesterwurth den unumstrittenen und hoch umjubelten Siegerhengst der Holsteiner Körung.

 

Mit einem guten Durchschnittspreis von 76.722,22 € wurden die 18 gekörten Hengste versteigert. Der Siegerhengst Sandro Junior brachte den Spitzenpreis von 260.000,00 €. Der zweitteuerste Hengst war der 2. Reservesieger Cardin von Casall, der als bester Springhengst gelobt wurde und für 220.000,00 € von Rene Tebbel ersteigert wurde. 1. Reservesieger Uno I steht zukünftig im Haupt- und Landgestüt Marbach zur Verfügung und wurde für 96.000,00 € erworben. Die 22 nicht-gekörten Hengste wurden im Durchschnitt für 19.454,55 € verkauft, wovon die Preisspitze ein Quick Star Nachkomme für 50.000,00 € darstellte. Kein Gebot fand sich für einen Sohn des  Anglo Arabers Bonaparte.

 

Etwa die Hälfte der 62 vorgestellten Hengste ist zurückzuführen auf Fremdblut aus Verbänden im In- und Ausland. Prägend dabei besonders französische Hengste wie Quidam de Revel, Diamant de Semilly oder Baloubet du Rouet, aber auch Cornet Obolensky und verschiedene Vollblüter. „Diese neuen Konzepte haben einen aussergewöhnlichen Körjahrgang hervorgebracht. Sie haben Pferde die im Typ ganz modern sind, Pferde die tolle Grundgangarten besitzen und die sich vor allen Dingen über dem Sprung aussergewöhnlich gezeigt haben.“ kommentierte Dr. Matthias Görbert, ehemaliger Landstallmeister des Landgestüts Moritzburg.

 

Auch dieses Jahr ist die Bedeutung des Jahrhundert Hengstes Casall als Vererber mit sechs direkten Nachkommen und 13 Enkeln, überwiegend über Cascadello I nicht zu übersehen gewesen. Die Blutvielfalt bleibt Holstein dennoch erhalten, nicht zuletzt durch die neue Entwicklung des Holstein Global, die in Zukunft weniger auf rein holsteinisch gezogene Blutführung beschränkt ist. Viele fremdblütige Hengste, die seit Jahren den Züchtern des Holsteiner Pferdes zur Verfügung stehen werden genutzt und erfreuen sich durch gute Zuchterfolge immer größerer Beliebtheit auch bei den Züchtern der älteren Generation.

Die Welt ist global und die Pferdezucht ist es ebenso. Umso wichtiger auf der einen Seite seine Zuchtziele nicht aus den Augen zu verlieren und auch daran festzuhalten. Vor allem, wenn man die heutige Bedeutung des Holsteiner Pferdes im Springpferdesport und somit dessen Erfolg betrachtet. Dennoch muss man in der Lage sein, sich dem Marktgeschehen anzupassen um auch weiterhin an den Erfolgen anzuknüpfen am Markt bestehen zu bleiben und sich sogar weiterhin an die Spitze zu katapultieren.

Dazu ist es besonders wichtig nicht nur ein Augenmerk auf die Hengste zu legen, sondern vor allem auf die Stuten. Dr. Matthias Görbert erwähnt und bemängelt den Rückgang der Stuten im Katalog, die selbst entweder durch einen Stutenleistungstest oder den Turniersport auf Qualität und Vermögen geprüft wurden. „Selektion heisst Auswahl der Besten“, sagt er und appelliert an die Züchter die Stuten für die Zucht in Zukunft prüfen zu lassen und nur mit den Besten weiter zu züchten.